Rachael Bevill Burns, Marilyn Keller und Cansu Sancaktar erhalten ehrenvolle Erwähnungen
Stuttgart – Siyuan Guo hat den Outstanding Female Doctoral Student Prize 2024 gewonnen, eine Auszeichnung, die vergangenes Jahr vom Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme (MPI-IS) initiiert wurde. Jedes Jahr ehrt das Institut damit eine Doktorandin für ihre herausragende wissenschaftliche Leistung und ihre Beiträge zur Forschungsgemeinschaft. Siyuan wird von Bernhard Schölkopf, dem Direktor der Abteilung für Empirische Inferenz am MPI-IS, und von Ferenc Huszár, Professor an der Universität Cambridge, betreut. Darüber hinaus erhalten drei Frauen ehrenvolle Erwähnungen: Rachael Bevill Burns, Marilyn Keller und Cansu Sancaktar.
„Ich fühle mich sehr geehrt, den Preis zu erhalten“, sagt Siyuan Guo. „Dieser Preis zeichnet nicht nur eine persönliche Leistung aus. Er ist auch eine Anerkennung für die zahlreichen Beiträge von Doktorandinnen für die Forschungsgemeinschaft. Ich schätze mich glücklich, von so vielen versierten Kolleginnen und Kollegen umgeben zu sein, die uns inspirieren und unseren gemeinsamen Enthusiasmus für wissenschaftliche Entdeckungen beflügeln.“
Siyuan Guo nimmt am Cambridge – Tübingen Ph.D. Fellowship Programm teil. Sie begann ihre Promotion in Computerwissenschaften an der Universität Cambridge im Oktober 2021 und kam ein Jahr später zum MPI-IS nach Tübingen. Ihre Forschung bezieht Kausalität in Methoden des maschinellen Lernens ein und konzentriert sich auf das Verständnis von Kausalität in nicht-unabhängigen und identisch verteilten Daten. Siyuan erwarb ihren Bachelor- und Master-Abschluss in Mathematik an der University Cambridge und einen Master of Science in maschinellem Lernen am University College London (UCL). Siyuan hat ihre Ergebnisse in zahlreichen Vorträgen vorgestellt, unter anderem auf dem ELLIS DeepMind Seminar, an der University of Oxford und am UCL. Neben vielen berühmten Professorinnen und Professoren für maschinelles Lernen wird sie die einzige Doktorandin sein, die bei der kommenden Cambridge Summer School 2024 über probabilistisches maschinelles Lernen unterrichten wird. Außerdem wird sie bald nach New York City ziehen, um ein Praktikum im FAIR-Team von Meta zu absolvieren.
„Siyuan kam mit einem großen theoretischen Hintergrundwissen und hat seitdem eine bemerkenswert tiefgreifende Arbeit geleistet“, erklärt ihr Betreuer Bernhard Schölkopf. „Sie ist wirklich brillant. Ihre Forschung wird eine transformative Wirkung auf das Gebiet der Kausalität und des maschinellen Lernens ausüben. Ich glaube, dass sie es sehr weit bringen wird.“
Der Outstanding Female Doctoral Student Prize ist Teil des Gender Equality Plans (GEP) des Instituts, der darauf abzielt, die Gleichstellung der Geschlechter an den beiden MPI-IS-Standorten Stuttgart und Tübingen zu verbessern. Der Preis soll auch die Forschungsgemeinschaft dazu anregen, unter den Doktorandinnen nach potenziellen Spitzentalenten zu suchen. Die Gewinnerin erhält bis zu 2.000 €, um karrierefördernde Aktivitäten ihrer Wahl zu finanzieren, wie z.B. die Teilnahme an einem Workshop oder einer Konferenz. Eine externe Jury bestehend aus verschiedenen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern entscheidet, wer gewinnt und wer ehrenvoll genannt wird. Es wird dabei besonders darauf achtet, Interessenkonflikte mit den Nominierten und ihren betreuenden Personen zu vermeiden. Das Auswahlkomitee 2024 bestand aus
- Asja Fischer, Professorin für Maschinelles Lernen an der Ruhr-Universität Bochum
- Christian Theobalt, Direktor der Abteilung für Visual Computing and Artificial Intelligence am Max-Planck-Institut für Informatik, Saarbrücken
- Georgia Chalvatzaki, Professorin für Interaktives robotisches Wahrnehmen und Lernen an der Technischen Universität Darmstadt
- Josie Hughes, Assistenzprofessorin für Computational Robot Design and Fabrication an der Ecole Polytechnique Fédérale de Lausanne (EPFL)
Die Gewinnerin und die ehrenvollen Erwähnungen wurden von Katherine J. Kuchenbecker auf dem MPI-IS Sommerkolloquium am 5. Juli 2024 bekannt gegeben. Die anderen Mitglieder des Preis-Organisationskomitees waren Leila Masri, Florian Hartmann und Alona Shagan.
„Mit diesem Preis wollen wir die Leistung von Frauen in der Forschung anerkennen und würdigen, insbesondere in den traditionell von Männern dominierten Bereichen Robotik und KI, auf die sich unser Institut konzentriert“, sagt Katherine J. Kuchenbecker, Direktorin der Abteilung für Haptische Intelligenz am MPI-IS, Sprecherin der International Max Planck Research School for Intelligent Systems (IMPRS-IS) und Leiterin des Preis-Organisationsteams. „Derzeit werden viele prestigeträchtige und hochdotierte Preise in der Wissenschaft an Männer verliehen. Das kann die Anerkennung und die Karrierechancen für Wissenschaftlerinnen schmälern, und fair ist es auch nicht. Untersuchungen haben gezeigt, dass viele etablierte Forscherinnen und Forscher dazu neigen, zuerst ihre männlichen Kollegen für Auszeichnungen zu nominieren. Mit diesem Preis soll das Bewusstsein für mögliche Vorurteile bei der Nominierung und Auswahl von Preisträgerinnen und Preisträgern geschärft und die Unterstützung für Wissenschaftlerinnen am Anfang ihrer Karriere verbessert werden. Wir hoffen, mit diesem Preis zusätzliche Karrierechancen zu eröffnen, die den Preisträgerinnen sonst vielleicht nicht offenstehen würden.“
„Ich möchte dem Organisationsteam des Preises meinen Dank für ihre außergewöhnlichen Bemühungen aussprechen, eine Plattform zu schaffen, die die Leistung von Doktorandinnen an unserem Institut würdigt“, ergänzt Siyuan Guo. „Es ist wirklich ein Privileg, Teil dieser Initiative zur Förderung von Vielfalt und Empowerment zu sein. Ich möchte auch den Empfängerinnen der ehrenvollen Erwähnungen von ganzem Herzen gratulieren. Es ist mir eine Freude, diese Anerkennung mit so talentierten Menschen zu teilen.“
Die Empfängerinnen der drei ehrenvollen Erwähnungen im Jahr 2024 sind:
Rachael Bevill Burns, die kürzlich ihre Promotion bei Katherine J. Kuchenbecker in der Abteilung für Haptische Intelligenz am MPI-IS abgeschlossen hat. Rachael forscht auf dem Fachgebiet Mensch-Roboter-Interaktion und sucht nach Möglichkeiten, Roboter mit Berührungssensorik und emotionalen Interaktionsfähigkeiten auszustatten. In ihrer Doktorarbeit untersuchte sie, was für die Entwicklung von Begleitrobotern für Kinder mit Autismus erforderlich ist, und berücksichtigte dabei alle technischen Aspekte, einschließlich Sensordesign, Signalverarbeitung, maschinelles Lernen und Algorithmen für das Roboterverhalten. Im Rahmen dieser Arbeit führte Rachael eine Online-Nutzerstudie durch, die zeigte, wie sehr Menschen Roboter bevorzugen, die auf Berührungen reagieren und mit der Zeit Emotionen zeigen. Rachael erwarb ihren Bachelor- und Master-Abschluss in Biomedizintechnik an der George Washington University in Washington, DC, und kam 2017 als Whitaker International Fellow ans MPI-IS. Als IMPRS-IS-Doktorandin promovierte Rachael im Februar 2024 in Informatik an der Universität Tübingen und arbeitet derzeit als Postdoktorandin. Im Januar 2025 wird sie als Assistenzprofessorin für Elektrotechnik und Informatik an der University of Tennessee Knoxville beginnen.
Marilyn Keller, Doktorandin der IMPRS-IS und im Team von Michael J. Black, der die Abteilung für Perzeptive Systeme leitet. Sie ist spezialisiert auf Computer Vision, Computergrafik und virtuelle Menschen und konzentriert sich auf das Lernen und die Verknüpfung von grafischen Modellen aus multimodalen Daten unter Verwendung von fortgeschrittenem maschinellem Lernen, Deep Learning und Optimierung. In ihrer Dissertation befasst sie sich mit der Vorhersage der inneren Anatomie einer Person allein anhand ihrer äußeren Körperform, die mit einer Kamera erfasst werden kann. Marilyn erhielt ihren Bachelor- und Master-Abschluss in Ingenieurwissenschaften am Grenoble INP Phelma und einen weiteren Master-Abschluss in Elektronik und Informationstechnologie am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Sie arbeitet seit 2019 am MPI-IS und war 2022 für sechs Monate Gastwissenschaftlerin im Movement Lab der Stanford University.
Cansu Sancaktar, IMPRS-IS-Doktorandin bei Georg Martius, der zuvor Forschungsgruppenleiter am MPI-IS war und nun Professor an der Universität Tübingen ist. Cansus Forschung befasst sich mit künstlicher Neugier und modellbasiertem Reinforcement Learning, mit einem Schwerpunkt auf dem Gebiet selbstmotivierter Lernroboter. 2022 und 2023 veröffentlichte sie als Erstautorin auf der renommierten NeurIPS-Konferenz sehr originelle Beiträge. Außerdem gewann sie 2022 den Preis für das beste Poster des IEEE RAS TC über modellbasierte Optimierung für die Robotik. Cansu verfügt über Fachkenntnisse in den Bereichen Mathematik und Softwareentwicklung, so dass sie in der Lage war, den Stand der Technik erheblich zu verbessern. Und mit dem Aufkommen großer Sprachmodelle (LLMs) untersucht Cansu derzeit deren Einsatz bei der autonomen spielerischen Erkundung. Cansu erwarb ihren Bachelor- und Masterabschluss in Elektrotechnik und Informationstechnologie an der Technischen Universität München (TUM).