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Während einer 90-minütigen Debatte diskutierten führende Wissenschaftler*innen auf dem Gebiet der Robotik das Für und Wider großer internationaler Konferenzen.
Im Rahmen des virtuellen Workshops "Debates on the Future of Robotics Research" am 5. Juni auf der 2020 International Conference on Robotics and Automation (ICRA) diskutierten Katherine J. Kuchenbecker und vier weitere führende Wissenschaftler*innen auf diesem Gebiet darüber, ob die Kosten für persönlich besuchte Konferenzen den Nutzen überwiegen. Kuchenbecker, Geschäftsführende Direktorin des MPI-IS und Leiterin der Abteilung Haptische Intelligenz in Stuttgart, brachte Argumente für virtuelle Konferenzen vor. Bis die COVID-19-Pandemie den internationalen Reiseverkehr zum Erliegen brachte, nahmen Wissenschaftler*innen häufig an großen Konferenzen teil, um ihre neuesten Erkenntnisse zu präsentieren und sich mit anderen Forscher*innen aus aller Welt zu vernetzen. Viele Wissenschaftler*innen, darunter auch andere Mitglieder der Diskussionsrunde, betrachten solche persönlichen Zusammenkünfte als wichtigen und notwendigen Teil einer akademischen Karriere. Eine wachsende Zahl von Forscher*innen fordert jedoch neue Formate, damit mehr Menschen Zugang zu den Konferenzen erhielten, ohne reisen zu müssen. Katherine J. Kuchenbecker nahm in der Debatte die letzt genannte Position ein. Im Laufe ihrer Karriere hat sie an mehr als 30 internationalen Konferenzen teilgenommen und war bei der Organisation von zwei dieser Veranstaltungen Co-Vorsitzende. "Veranstaltungen mit persönlicher Anwesenheit sind nicht nur oft teuer und zeitaufwendig, sie haben auch hohe Umweltkosten. Wie die aktuelle Situation gezeigt hat, können wir sinnvolle wissenschaftliche Diskussionen auch online führen", sagte sie. "In den letzten 11 Wochen habe ich wissenschaftliche Arbeit virtuell durchgeführt. Ich habe gelernt, dass es möglich ist, Beziehungen digital aufzubauen." Kuchenbecker argumentierte, dass die Ergänzung oder gar Ersetzung von Konferenzen durch Online-Formate diese für Student*innen und Wissenschaftler*innen mit begrenzten Mitteln zugänglicher machen würde. Gleichzeitig würde die Archivierung virtueller Veranstaltungen den Forschern auch die Möglichkeit geben, Präsentationen später anzusehen. "Wenn man den Zeit- und Arbeitsaufwand für die Vorbereitung wissenschaftlicher Vorträgen bedenkt, ist es schade, dass sie oft nur einmal gehalten werden und dann für immer vorbei sind. Es gibt ein größeres Verbreitungspotenzial, wenn Vorträge online zur Verfügung gestellt werden." Während sie die Bedeutung von persönlichen Treffen anerkennt, plädierte Kuchenbecker für kleinere Zusammenkünfte, einschließlich Besuche von Partnerinstitutionen und Laboren. Sie argumentierte, dass "das Online-Format es wert ist, erforscht zu werden, und dass man ihm die Chance geben sollte, sich weiterzuentwickeln", auch nachdem die Reisebeschränkungen aufgehoben werden. Eine Aufzeichnung der 90-minütigen Debatte (in englischer Sprache) kann unter https://roboticsdebates.org angesehen werden.